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Der Begriff Liquor bezeichnet die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, die in der Allgemeinsprache meist Nervenwasser genannt wird. Die Liquoruntersuchung auf MS ist eine im Labor durchgeführte Analyse dieser Flüssigkeit, die über eine Punktion des unteren Wirbelsäulenbereichs (Lumbalpunktion) entnommen wird. Für sich allein betrachtet reichen die Ergebnisse einer Liquoruntersuchung nicht aus, um eine MS zu diagnostizieren. Die Analyse des Nervenwassers liefert jedoch wichtige Hinweise auf Entzündungszeichen und weitere Immunvorgänge, die mit MS im Zusammenhang stehen und einen bestehenden Verdacht auf MS untermauern können.

Liquoruntersuchung auf MS: Was eine Laboranalyse des Nervenwassers aussagt

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Die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit übernimmt verschiedene Aufgaben, um das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) zu schützen und in seiner Funktion zu unterstützen. Zu den Hauptaufgaben des Liquors zählen neben einer Pufferfunktion auch die Nährstoffversorgung des zentralen Nervensystems und der Abbau von Stoffwechselprodukten.

Im Liquor sind zudem Aktivitäten des Immunsystems nachweisbar. So sind bei sehr vielen Patientinnen und Patienten mit MS im Vergleich zu Nichterkrankten im Liquor bestimmte Antikörper (Immunglobuline) vorhanden, die Entzündungsvorgänge im zentralen Nervensystem (ZNS) beweisen. Weil aber Entzündungsvorgänge im ZNS nicht nur von Multipler Sklerose verursacht werden können, ist der Antikörpernachweis allein noch kein Beweis für MS. Die Labordiagnostik muss daher bei MS immer in Verbindung mit anderen diagnostischen Maßnahmen beurteilt werden.

Labordiagnostik bei MS: Oligoklonale Banden als wichtigster Hinweisgeber

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Mit dem Begriff oligoklonale Banden wird ein spezielles Verteilungsmuster bei Antikörpern bezeichnet, das sich im Labor mithilfe eines elektrischen Felds (der isoelektrischen Fokussierung) darstellen lässt. Bei chronischen Entzündungen wie der MS liegt meist eine vielfache Vermehrung von Immunglobulinen vor, die sich in der Labordiagnostik als oligoklonale Banden äußern. 

Der Vergleich eines solchen Verteilungsmusters im Liquor mit dem Verteilungsmuster im Blut kann zeigen, ob die Entzündung tatsächlich vom zentralen Nervensystem ausgeht oder von einer anderen Stelle im Körper. Ist Ersteres der Fall, kann das ein Hinweis auf eine Multiple Sklerose sein oder auf eine andere Entzündungsursache innerhalb des ZNS wie beispielsweise eine Virusinfektion. Umgekehrt gilt: Bei etwa 90 Prozent der Patientinnen und Patienten mit MS lassen sich oligoklonale Banden nachweisen.1

Die oligoklonalen Banden sind in der Labordiagnostik laut den geltenden Diagnosekriterien (McDonald-Kriterien) der wichtigste Hinweisgeber auf eine mögliche MS. Es gibt aber noch weitere Hinweisgeber wie den Nachweis einer MRZ-Antikörperreaktion: Eine Masern-, Röteln- und/oder Varizella-Zoster-Antikörperreaktion ist bei bis zu 78 Prozent der Personen mit MS nachweisbar.1

Icon einer leuchtenden Glühbirne.

Lumbalpunktion: So wird Nervenwasser für eine Liquoruntersuchung auf MS entnommen

Bei der Lumbalpunktion entnimmt die Ärztin oder der Arzt mithilfe einer Hohlnadel eine kleine Menge Nervenwasser aus dem Wirbelkanal der unteren Lendenwirbelsäule. Hierfür sitzt die Patientin oder der Patient meist, der Rücken ist dabei gebeugt. Rund um die Punktionsstelle kann die Ärztin oder der Arzt ein Mittel zur lokalen Betäubung spritzen.

Die Punktionsnadel ist eine spezielle Nadel, die eine kleine Menge Liquor aufnimmt und in ein steriles Auffangröhrchen abgibt. Die Analyse des Nervenwassers erfolgt dann im Labor.

Quellen

  1. Tumani H., Petereit H.-F. et al. Lumbalpunktion und Liquordiagnostik, S1-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Deutsche Gesellschaft für Liquordiagnostik und Klinische Neurochemie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie