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Essen und Ernährung ist für jeden Menschen notwendig und hat besonders für chronisch kranke Menschen einen wichtigen Einfluss auf die Lebensqualität und den Krankheitsverlauf. Das gilt natürlich auch für Patienten und Patientinnen mit Multiple Sklerose.

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Multiple Sklerose (MS) ist eine immunvermittelte chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, bei der es zu einer Demyelinisierung und daraufhin zu axonalen Schäden kommt. Die Ursache der Erkrankung ist multifaktoriell und noch immer nicht vollständig geklärt. Virusinfektionen und Umweltfaktoren spielen dabei eine große Rolle. Zu den Umweltfaktoren zählt auch unsere aufgenommene Nahrung mit ihren gewünschten Inhaltsstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente …) sowie ungewünschten Inhaltsstoffen (Verunreinigungen mit Antibiotika, Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle …).

Nachdem seit vielen Jahren bekannt ist, dass spezielle MS-Diäten keinen Einfluss auf die Erkrankung haben, wurde in den vergangenen 20 Jahren oft nur der Rat einer „gesunden Ernährung“ mit auf den Weg gegeben. Doch in den letzten 5 Jahren wurde wieder mehr daran geforscht und neue Erkenntnisse zur Ernährung bei MS wurden gefunden.

Neuer Therapieansatz: Mikrobiom

Bei einigen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie auch bei MS konnte eine Dysbiose – ein gestörtes Gleichgewicht – im Darmmikrobiom (Gesamtheit aller den menschlichen Darm besiedelten Mikroorganismen v.a. Bakterien) festgestellt werden. So zeigte sich bei MS-Patientinnen und -Patienten, dass Darmbakterien, welche kurzkettige Fettsäuren produzieren und sich positiv auf das Immunsystem auswirken, wie zum Beispiel Lachnospiraceae, Prevotella, Faecalibacterium prausnitzii, Butyricimonas und das Bakterium fragilis, nur in geringer Anzahl vorhanden sind. Auf der anderen Seite konnte ein vermehrtes Vorhandensein der entzündungsfördernden Bakterien Akkermansia und Dorea gezeigt werden. Ob dies nun Ursache oder Folge der Erkrankung ist, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. In Zukunft wird das Mikrobiom und seine Zusammensetzung aber sehr wahrscheinlich Teil der therapeutischen Intervention bei MS sein.

Ein gesundes Mikrobiom zeichnet sich durch eine große Vielfalt (Diversität) an Bakterien und anderen Organismen aus. Dies ist wiederum abhängig von der täglich zugeführten Nahrung und dem Lebensstil. Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Fleisch, Fett, verarbeiteten Produkten, Salz, Zucker und Stärke („Western-Diät“) reduziert die Diversität des Darmmikrobioms wohingegen eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Fisch ist („Vegetarian-Diät“), zu einem raschen Anstieg der gesunden Darmmikroorganismen führt. Zusätzlich spielen natürlich auch Medikamenteneinnahme (vor allem Antibiotika), Bewegung, psychische Belastung, Beruf und Familie eine große Rolle bei der Zusammensetzung unseres Darmmikrobioms.

Das gesunde Darmmikrobiom hat eine Reihe von Funktionen im menschlichen Körper. Die Hauptfunktion ist natürlich die Verdauung unserer Nahrung. Die spezifischen Mikroben, ihre Zusammensetzung und die von ihnen freigesetzten Stoffwechselprodukte beeinflussen jedoch auch die Entwicklung und die Funktion des Gehirns. So ist das Mikrobiom für die Erhaltung der Barriere zwischen Darm und Blut verantwortlich. Diese Barrierefunktion des Darms verhindert das Eindringen von Krankheitserregern in den Blutkreislauf und schützt in weiterer Folge vor einem Vordringen bis ins Gehirn. Aber auch das Mikrobiom selbst bzw. die entstehenden Stoffwechselprodukte lösen direkt immunologische Reaktionen im Körper aus, welche wiederum Auswirkungen auf unser Gehirn haben.

Vereinfacht könnte man sagen, dass ein „Western-Diät“-Mikrobiom eher entzündungsfördernd wirkt (pro-inflammatorisch) und ein „Vegetarian-Diät“-Mikrobiom eher entzündungshemmend wirkt (anti-inflammatorisch).

Nachdem die Wissenschaft aber noch nicht ausreichend am Menschen geforscht hat, können bis heute noch keine konkreten Empfehlungen in Bezug auf die Adaptierung des Mikrobioms für MS-Betroffene gemacht werden. Was aber dennoch bereits jetzt sicher gesagt werden kann ist, dass unser Ernährungsverhalten auf jeden Fall Auswirkungen auf die Entzündungsaktivität bei MS hat.

Ernährungsempfehlungen für ein vielfältiges Darmmikrobiom bei MS1:

  • 5-mal am Tag Obst und Gemüse (2 Portionen Obst, 3 Portionen Gemüse – insgesamt ca. 600g pro Tag)
  • Hochwertige pflanzliche Fette und Öle (Lein-, Leindotter-, Hanf-, Walnussöl für kalte Gerichte und Rapsöl zum Kochen) anstelle von Butter, Schmalz, Schlagobers oder Kokosöl
  • 2 Fischmahlzeiten pro Woche (1 Portion = 150-200g)
  • Fleisch und Fleischwaren (Wurst, Speck, etc.) so selten wie möglich – magere Produkte bevorzugen – 2 bis 3-mal pro Woche (1 Portion =150 g Fleisch bzw. 50 g Wurst)
  • Fettarme Milch und Milchprodukte – 3 Portionen pro Tag (Milch 1,5%, Joghurt 1%, Käse < 35 % F.i.T.) (1 Portion = 250 ml Milch, Joghurt, Buttermilch bzw. 30-50 g Käse)
  • Maximal 2 – 3 Stück Eier pro Woche
  • Auf eine geringe Zufuhr von versteckten Fetten achten
  • Getreideprodukte – am besten aus Vollkorn
  • Häufig Hülsenfrüchte in den Speiseplan einbauen, sie sind ein guter Fleischersatz und Eiweißlieferant
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – mind. 1,5 Liter alkoholfreie, bevorzugt energiearme Getränke
  • Würzen statt salzen
  • Auf eine gesunde Lebensweise achten

Diese Information ersetzt keine persönliche Ernährungsberatung. Wenn Sie eine persönliche Beratung wünschen, wenden Sie sich bitte an Diaetologen und Diaetologinnen in Ihrer Nähe (www.diaetologen.at/suche).

Autorin: Anita Grabner-Ostermann – MSc. nutr. med. Diätologin

Quelle

  1. Verband der Diaetologen Österreich. Diaetologischer Behandlungsstandard: Multiple Sklerose. 1. Wien; 2018.