Das Leben mit Multiple Sklerose hat nicht nur Einfluss auf die Art und Weise, wie Sie als Angehörige*r Ihr Leben gestalten. Es verändert auch Beziehungen, z. B. zum Partner bzw. zur Partnerin, zu den Kindern, zu den Eltern oder auch den Freund*innen. So hat nicht nur der/die Betroffene* Fragen oder Ängste, sondern auch die Menschen um ihn/sie herum – Menschen wie Sie. Auch Sie müssen mit einer veränderten Situation umgehen lernen. Offene Gespräche über Ängste und Probleme sind dabei sehr wichtig und hilfreich.
Warum soll ich bei Multiple Sklerose Ängste teilen und das Gespräch suchen?
Im Leben mit einer chronischen Krankheit wie Multiple Sklerose sind Ängste und Stress leider oftmals ständige Begleiter – sowohl für den/die Patient*innen als auch das Umfeld. Allerdings können Sie Einfluss darauf nehmen, denn: Ein Hauptfaktor für emotionalen Stress ist schlechte oder fehlende Kommunikation.
Ganz klar ist, dass Gespräche nicht automatisch Probleme lösen. Aber:
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Sie bilden eine gute Grundlage für gegenseitiges Verständnis.
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Sie bieten die Chance, gemeinsam Lösungen zu finden und Anpassungen oder Veränderungen vorzunehmen, die notwendig sind.
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Konflikte können geklärt oder sogar vermieden werden.
Welche Themen sind wichtig?
Tragfähige Beziehungen leben von Vertrauen, Respekt und Offenheit. Deshalb: Sprechen Sie alle Themen offen an, die Sie bewegen. Motivieren Sie auch Ihre*n Partner*in oder Angehörige*n dazu. Auch dann, wenn die Themen vielleicht schwierig oder mit Angst oder Scham verbunden sind.
Dazu gehört einerseits die Bewältigung des Alltags, Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Haushalt sowie die Einbeziehung anderer Personen im Haushalt wie z. B. Kinder oder Eltern. Auch der Aufbau eines Netzwerks von helfenden Händen im Notfall und, falls irgendwann notwendig, mögliche professionelle Unterstützung im Alltag sind wichtige Aspekte. Andererseits dürfen auch weitreichendere Themen wie Zukunftspläne bzw. mögliche Zukunftsängste, die Familien- und allgemeine Lebensplanung oder aber auch das Thema Partnerschaft und Sexualität kein Tabu sein.
Scheuen Sie sich auch nicht, über Ihre Gefühle zu sprechen. Sie sind überfordert, frustriert oder fühlen sich niedergeschlagen? Damit sind Sie nicht allein. Aber es bringt Ihnen beiden nichts, wenn Sie versuchen, diese Gefühle zu verstecken und alles allein zu lösen. Seien Sie offen und besprechen Sie mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin oder Angehörigen, was Sie tun können und was Sie brauchen, damit es Ihnen gut geht. Denn nur, wenn es Ihnen gut geht, können Sie Unterstützung leisten und gemeinsam die Situation meistern.
Wie kann ich ein konstruktives Gespräch führen?
Eine wertschätzende Kommunikation hat immer zwei Richtungen: Sowohl Reden als auch Zuhören sind von großer Bedeutung.
Bevor Sie ein Gespräch beginnen, versetzen Sie sich in den anderen hinein und versuchen Sie, die Situation aus seiner Perspektive zu betrachten. Das erlaubt Ihnen eine bessere Einordnung der Situation und möglicher Lösungen.
Seien Sie offen, trauen Sie sich, auch Themen anzusprechen, die vielleicht nicht bequem, aber dennoch wichtig sind.
Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre und versuchen Sie, Zeitdruck zu vermeiden.
Wertfrei mit Ich-Botschaften: Schildern Sie Ihre Situation möglichst wertfrei, also ohne Schuldzuweisungen. Dabei helfen Ich-Botschaften, wie z. B. „Ich habe das Gefühl, dass …“. Sie vermitteln Ihre Wahrnehmung der Situation und lassen die Möglichkeit einer Diskussion offen. Du-Botschaften wie „Du machst ja nie …“ klingen schnell wie Schuldzuweisungen und führen eher zu einem Sich-Verschließen und einer Verteidigungshaltung.
Formulieren Sie, was Sie sich wünschen und vorstellen. So können Sie konkret gemeinsam diskutieren.
Zuhören ist ein ebenso wichtiger Part des Gesprächs: Lassen Sie Ihre*n Partner*in zu Wort kommen, kommentieren, seine/ihre Position schildern und hören Sie sich seine/ihre Vorschläge bewusst an und gehen Sie darauf ein. So schaffen Sie eine Atmosphäre für konstruktive, befriedigende und stärkende Gespräche.
Wenn Sie feststellen, dass es Ihnen beiden nicht gelingt, konstruktive Gespräche zu führen, dann scheuen Sie sich nicht, Hilfe von außen zu suchen. Ein*e Paartherapeut*in kann Tipps und Anleitung geben, um zukünftig besser miteinander kommunizieren zu können.
Mit konstruktiven und positiven Gesprächen können Sie es schaffen, Spannungen abzubauen und Konflikte zu vermeiden.
Quelle:
- Multiple Sklerose: Ängste durch Gespräche mindern | MS & Ich (msundich.de)